Arte zeigte kürzlich einen Film über die sogenannte Fast Fashion, also über Mode, die als Wegwerfware produziert wird. Die einschlägigen und aus dem Stadtbild bekannten Geschäfte stoßen in diesem Segment scheinbar an ihre Grenzen. Die Zyklen, in denen die dort verkauften Modeprodukte genutzt werden, sind nicht nur extrem kurz, sie kommen und gehen auch extrem schnell. Deshalb gewinnt die Zeitspanne von der Produktion bis zum Verkauf wieder eine neue Bedeutung. Als Folge davon wird mittlerweile wieder vermehrt in Europa produziert, allerdings im informellen Sektor zu unglaublich miserablen Bedingungen.
Der Film zeigt das am Beispiel von Großbritannien, aber auch in anderen europäischen Ländern wie Italien geht es ganz ähnlich zu. Hinzu kommt natürlich der ökologische Schaden, der enorm ist. Denn es werden unglaublich viel Ressourcen verschleudert und Gifte in die Umwelt eingeleitet. Die taz fasst die Quintessenz daher auch sehr gut zusammen:
Der bedrückendste Teil des Films spielt im indischen Nagda, von wo aus der Birla-Konzern, so die Filmautoren, die gesamte Fast-Fashion-Branche mit seiner Viskose versorgt. Wo Luftproben eine Schwefelkohlenstoff-Konzentration ergeben haben, 125-mal höher als die Richtwerte der WHO. Wo zahlreiche Menschen an Sehstörungen, Unfruchtbarkeit, Gefäßschäden, Lähmungen, Artikulationsproblemen leiden. Ein Mann zeigt auf eine grauhaarige alte Frau: „Das Mädchen ist gerade einmal 26.“
Jens Müller: Hauptsache billig
Die Dimension der Verschmutzungen, die auf die Modebranche zurückgehen, sollten übrigens auch in ihrer gesamten Dimension nicht unterschätzt werden. Nehmen wir etwa das Beispiel Österreich:
Die Fashion-Industrie ist für 10% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und ist damit der zweitgrößte industrielle Verschmutzer nach der Öl-Industrie. Das kommt daher, dass Kleidung, deren Bestandteil oft Erdöl ist (Stichwort Polyester), unter anderem in Fabriken produziert wird, die mit Kohleenergie betrieben werden. […]
Maria Angerle: Wie unser Hunger nach Fast Fashion dem Klima einheizt
Aus einer Studie von Global 2000 geht hervor, dass ÖsterreicherInnen im Jahr zirka 60 Kleidungsstücke kaufen, von denen 35 noch im selben Jahr wieder im Müll landen. Österreichweit werden rund 75.000 Tonnen Textilien im Restmüll entsorgt. Schuld daran sind immer schneller wechselnde Trends und niedrige Qualität in der sogenannten Fast Fashion-Industrie. Das Resultat: ein Teufelskreis auf Kosten unserer Umwelt in dem ständig neue Mode produziert wird, die binnen kürzester Zeit im Müll landet.
Doch egal, auf welcher Seite wir uns umsehen, um Informationen zu dem Phänomen der Fast Fashion zu finden – immer wieder fällt der bemerkenswert einseitige Umgang mit dem Problem ins Auge. Egal ob bei der taz oder bei klimareporter.in – stets wird zwar festgestellt, dass da überaus unsinnig produziert wird. Die Lösung soll dann aber nicht etwa in einer Veränderung der Produktion (oder gar der Produktionsweise) liegen, sondern in einer Veränderung der individuellen Konsummuster. Das wird am Ende allerdings nicht reichen. Wer es mit einer globalen Produktionsweise aufnehmen will, wird nicht umhin kommen, Lösungen auf genau dieser Ebene ins Auge zu fassen. Der Kapitalismus, das wird einmal mehr klar, ist nicht länger hinnehmbar.