Ein Beitrag des NDR macht auf die rasante Steigerung der CO2 Belastung durch die Kreuzfahrtindustrie aufmerksam. Innerhalb eines Jahres erhöhte sich der Ausstoß der Flotte dieser Unternehmen bis zu 25 Prozent. Der Chef des Kreuzfahrtverbandes CLIA hat jedoch eine scheinbar schlaue Antwort: Der Ausstoß pro Person sank nämlich in den letzten Jahren (Min 07:08). Also alles kein Problem? Mitnichten. Wenn weniger CO2 pro Person ausgestoßen wird, können ja auch mehr Menschen losschippern. Das eigensparte CO2 wird also nicht im Tank gelassen, sondern noch mehr ausgestoßen, dann eben für mehr Menschen. Es führt aber nicht zu weniger Ausstoß.
Der Ökonom William S. Jevons beschrieb das nach Ihm benannte Paradox schon 1865 – zwei Jahre vor dem Erscheinen des Marx´schen Kapital. Von der Mainstream-Ökonomie ignoriert, wird es heute vor allem in der Umwelt-Ökonomie unter dem Begriff des „Rebound-Effekts“ diskutiert.
Tatsächlich lässt sich dieses Phänomen beispielhaft am CO2 Ausstoß der Kreuzfahrtindustrie ablesen. Ende der 90er begrüßte die Kreuzfahrtindustrie ca. 300.000 Passagiere, 2018 waren es 2,2 Mio. Der Gesamtausstoß ist mehr als doppelt so hoch wie 1998, obwohl die Schiffe effizienter geworden sind.
Bessere Technik ist, wie so häufig nicht das Allheilmittel. Wer nicht gewillt ist am Paradigma des ewigen Wachstums zu rütteln, kann nicht von ernsthafter Bekämpfung des Klimawandels sprechen. Übrigens: Die Kreuzfahrt-Branche erwartet, wie im Beitrag gezeigt, eine konstante Steigerung der Passagierzahlen. Von Rückgang also keine Rede: Freie Fahrt voraus!