Bitcoin

Leitzins lässt Bitcoin & Co. abstürzen

Seit Anfang Mai 2022 bewegt sich der Kurs des Bitcoin und anderer Kryptowährungen deutlich nach unten. Einen weiterer starker Schub in diese Richtung folgte am 18. Juni. An diesem Tag fiel der Preis für einen Bitcoin zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren unter 20.000 Dollar. Dazwischen stand im November das Allzeithoch, das bei 68.564 Dollar lag. Seitdem hat der Bitcoin-Preis 60 Prozent nachgegeben. Insgesamt existieren fast 20.000 Kryptowährungen, deren Gesamtpreis derzeit (Ende Juni 2022) bei 823 Milliarden Dollar liegt. Im November 2021 betrug dieser noch drei Billionen Dollar.

Der Hauptgrund für den jüngsten Einbruch dürfte darin liegen, dass die US-Notenbank FED einen Anstieg der Leitzinsen für US-Dollar-Anleihen von 0,75 Prozent bekannt gegeben hat. Es ist die stärkste Erhöhung seit 1994. Andere Notenbanken werden nachziehen. Das macht festverzinsliche Wertpapiere und ähnliche Anlageformen wieder attraktiver, insbesondere wenn sie auf US-Dollar laufen. Die Anhänger von Kryptowährungen finden sich damit quasi über Nacht in einer neuen, ihnen bisher völlig unbekannten Realität wieder. Die Einführung des Bitcoin war nämlich eine Reaktion auf die Finanzkrise von 2007/08, die damals von den einbrechenden Immobilienmärkten in den USA und im Vereinigten Königreich ausgelöst wurde. Der Bitcoin mit seinen unabhängigen Abläufen auf der gleichnamigen Blockchain sollte eine Alternative zu staatlichen Währungen darstellen. Die Bitcoin-Blockchain ist so programmiert, dass es niemals mehr als 21 Millionen Bitcoins geben kann. Diese künstliche Verknappung sollte die Bitcoinanzahl noch kalkulierbarer als Gold machen, dessen Menge ja durch die zufällige Entdeckung neuer Vorkommen plötzlich ansteigen könnte. Die künstliche und eindeutige Knappheit des Bitcoin ist im Grunde das einzige Argument, auf das sich seine Befürworter beziehen. Er soll quasi das neue Gold darstellen, dessen Menge von Anfang an eindeutig festgelegt ist. Außerdem sollte der Bitcoin – und in ähnlicher Weise auch die meisten anderen Kryptowährungen – eine Sphäre für sich darstellen, die vermeintlich unabhängig von Währungsschwankungen, Aktienkursen, Inflationsraten etc. fungiert. Doch jetzt steht er plötzlich massiv unter Druck. Zu den starken Kursschwankungen, die es im Kryptobereich schon immer gab, sind jetzt auch noch fundamentale Gründe für einen Kurseinbruch hinzugekommen.

Im Grunde haben Bitcoin und Co. bisher schlicht von den enormen Geldüberschüssen profitiert, die von den Notenbanken mit Niedrigzinsen und Wertpapieraufkäufen in die Welt gesetzt wurden. Wie die Schwämme das Wasser hatten Bitcoin und Co. die überzählige Liquidität aufgesaugt, die auf diese Weise weltweit durch die Notenbanken erzeugt wurde, wodurch ihr Preis auf unglaubliche Höhen stieg. Jetzt trocknen sie möglicherweise genauso rasch wieder aus. Viele Kryptocoins werden pleite machen. Bei den so genannten Stablecoins „Terra Luna“ und „Celsius“ ist das bereits jetzt absehbar, andere werden folgen. Der Bitcoin selbst wird zwar so bald nicht verschwinden, aber tendenziell zum Nischenprodukt werden. Auf den Youtube-Kanälen der Krypto-Influencer herrscht zur Zeit betretenes Schweigen.

Mehr zum Thema findet sich hier: https://www.krisis.org/2018/bitcoinblase-blockchainballyhoo/

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