Sieht auch total schön aus: Ein Solarpark in Thüringen Wikimedia

Der Solarpark als Klimafake

Eine Orientierung der Energieversorgung an den Erfordernissen der Klimakrise ist innerhalb des Kapitalismus nicht einfach. Denn die stofflich-technischen Möglichkeiten der Energieversorgung kollidieren hier regelmäßig mit den Erfordernissen der Gewinnerzielung. Das macht auch vor sinnvollen technischen Phänomenen wie der Solarenergie nicht halt.

Mit der könnte es ganz einfach sein: Dächer und Fassaden könnten mit Solarpanelen ausgestattet werden, der Neubau von Gebäuden und der Umbau bestehender Infrastruktur könnten in Bezug auf günstige Sonneneinstrahlung ausgerichtet werden. Doch so ein Klein-Klein ist dem Kapitalismus zu wenig. Er hätte gerne technische Großprojekte. Viel hilft ja bekanntlich viel und die Vorstellung von riesigen Solarparks vermag das männliche Technik-Ego immerhin ein wenig anzusprechen – auch wenn schicke Atomkraftwerke und schneidige Elektroautos diesbezüglich sicherlich noch einige Vorteile haben.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel, um uns diese Tendenz vor Augen zu führen. In der Gemeinde Gerg am Bau (Bayern) liegt der Solarpark Schornhof. „Mit 144 ha Gesamtfläche erbringt er eine Gesamtleistung von 100.000 kWp und ist somit nicht nur der größte Photovoltaikpark in Bayern, sondern auch der größte Power-Purchase-Agreement-Park in ganz Deutschland“, so lesen wir auf der Homepage der Betreiber*innen. Er wird von der in Ingolstadt ansässigen Firma Anumar betrieben, die sich auf das Errichten und Betreiben von „Solarkraftwerke[n] in Deutschland und Chile“ spezialisiert hat. Dabei geht es durchaus um ordentliche Größenordnungen: „Mit einem Umsatz von über 20 Mio. EUR (2019) zählt das Solarunternehmen zu den wichtigsten Akteuren der Branche“, lesen wir auf der Homepage der Betreiber*innen.

Der Donaukurier berichtet nun, dass der Solarpark in Zukunft kräftig erweitert werden soll. Der zuständige Gemeinderat diskutiert derzeit eine Änderung des Flächennutzungsplanes, „um den zweiten Abschnitt des Solarparks auf bisher anderweitig (landwirtschaftlich) genutzten Grundstücken errichten zu können.“ Zu der ohnehin schon vorhandenen und klimapolitisch problematischen Konkurrenz von landwirtschaftlicher Nutzfläche und den als CO2-Senken benötigten Waldflächen kommt nun als Zusatz noch die Konkurrenz zur großräumigen Flächennutzung gewerblicher erzeugter Solarenergie.

Ökonomisch ist das Modell überaus reizvoll. Anumar nennt es ENERGY2BUSINESS: Unternehmen können ihre CO2-Bilanz dadurch ausbessern, dass sie auf den Ankauf von Kohlestrom verzichten und direkt bei Anamar Ökostrom einkaufen. „Mit Hilfe von echtem Grünstrom erfüllen Unternehmen zügig ihre Klimaschutzziele, da vermiedenes CO2 angerechnet wird.“

Das ist ganz insofern ganz praktisch, als die Produktion von Ökostrom mittlerweile so günstig möglich ist, dass sie gar nicht teurer ist als die Preise, die ohnehin auf dem Markt abgerufen werden. „Inzwischen entsprechen die Gestehungskosten von neuen Solarkraftwerken den Strombörsenpreisen.“ Mit anderen Worten: Unternehmen haben durch dieses Modell die Möglichkeit, ihre CO2-Bilanzen aufzuhübschen, ohne dafür auch nur ansatzweise etwas verändern zu müssen. Böse Zungen würden behaupten, genau deshalb seien die CO2-Bilanzen ja auch erfunden worden…

4 Kommentare

  1. Es wird halt nur zu viel Grünstrom verwendet. Weil zu viel Unsinn produziert wird. Aber darüber will niemand reden, darum freuen sich lieber alle, dass der Strom jetzt grün aus der Steckdose kommt. Damit ist aber noch gar kein Problem gelöst.

    1. Das zu viel Unsinn produziert wird, dem kann ich nur zustimmen. Ohne Weltrevolution oder einem ähnlich unwahrscheinlichen individualistischen Battle darum, wer am wenigsten Ressourcen verbraucht und den nachhaltigsten Lifestyle hat, wird sich die Überproduktion aber auch nicht signifikant ändern.
      Also was tun? In der aktuellen Situation sind großflächige Solaranlagen der beste Weg (empirisch), die CO2 Bilanz von Unternehmen und Volkswirtschaften „aufzuhübschen“, was ich sehr nice finde. Man kann auf die ‚verquickung mit der Gesamtscheiße‘ auch aufmerksam machen, ohne alles nur schlechtzumachen. Denn: Kapitalismus ohne schnellen Solarausbau ist weniger schlecht als welcher, in dem das nicht passiert.

      1. Selbstverständlich hast du Recht und ein Kapitalismus ohne den Ausbau von Solarenergie hat noch miesere Perspektiven als einer mit diesem Ausbau. Nur verschiebt sich durch die ökonomische Logik die Zielperspektive und die Potentiale der Solarenergie (die ich keineswegs wegreden will) werden in eine Business-Strategie verwandelt. Da sieht es dann eher so aus als würde etwas gegen die Klimakrise getan als dass dem tatsächlich so wäre…

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