Der Sozialpädagoge Cem Özdemir ist Landwirtschaftsminister geworden. Die zentrale Marschroute für die Agrarpolitik unter seiner Ägide hat die Grünenvorsitzende und künftige Außenministerin Annalena Baerbock unlängst in einem Interview in der taz formuliert:
Cem Özdemir hat sich immer die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie auf die Fahnen geschrieben, dafür ist Landwirtschaft ein Schlüsselressort.
Interview: Für Werte werben
Die “Versöhnung von Ökologie und Ökonomie” sieht im Koalitionsvertrag dann so aus, dass die Marktwirtschaft den Karren aus dem Dreck ziehen soll. Eingriffe und Vorgaben für die Produktion sind nicht angedacht, stattdessen aber eine sehr umfassende Ausweitung der Warenauszeichnungen. Die Haltungskennzeichnung soll den Verbraucher:innen beispielsweise helfen, die tierfreundliche von der weniger tierfreundlichen Fleischproduktion zu unterscheiden.
Das ist der regierungsamtliche Versuch, die allwissenden Konsument:innen zu schaffen, von denen die neoklassische Volkswirtschaftslehre stets berichtet. Wäre der Markt nur wirklich vollkommen (weil alle Konsument:innen alle Informationen haben), dann käme auch das richtige Ergebnis (in diesem Fall: 30 % Ökolandbau) heraus. Das wäre eine Steigerung von derzeit 6,4 % und ist ein ambitioniertes Ziel – für den Markt und für Cem Özdemir.
Wie genau es aussieht, wenn die Marktwirtschaft im Ökolandbau einzieht, konnten wir unlängst in der Taz lesen. Dort wurde recht schonungslos über die Zustände bei der Bio-Zertifzierung berichtet.